Gesamtkunstwerk der skulpturalen Nachkriegsmoderne
Das gestaffelte Schülerwohnheim am Hang wurde 1967-1969 nach den Plänen von Otto Glaus, Ruedi Lienhard und Sep Marti erbaut. Schüler aus den weit verzweigten Bündner Seitentälern, welche die Kantonsschule in Chur besuchen, wohnen während der Unterrichtszeit im Konvikt. Die subtil aufeinander abgestimmte Gestaltung von Gebäude, Umgebung und Innenräumen sowie eigens für das Wohnheim entworfene Möbel machen das Werk schweizweit zu einem herausragenden Zeugen der Architektur der Nachkriegszeit.
Mehr zur Architektur der Konvikts auf «Die schönsten Bauten 1960-75»
Kritik am Instandsetzungsprojekt
Wie viele jüngere Baudenkmäler steht auch das Konvikt nicht unter Schutz. Eine vom Bündner Heimatschutz veranstaltete Tagung konnte 2013 zwar für den Wert des Baudenkmals sensibilisieren. Dennoch kam die Baudirektion dem anschliessend hervorgebrachten Wunsch nach einer Unterschutzstellung nicht nach. Der Kanton lobte 2016 einen selektiven Gesamtleistungswettbewerb zur Instandsetzung des Konvikts aus. Der Bündner Heimatschutz kritisierte das Programm, da die Ausschreibung die denkmalpflegerischen Aspekte zu wenig berücksichtigte. Das Siegerprojekt «Weniger ist mehr» des Churer Architekten Pablo Horvàth beteuerte, auf einen integralen Erhalt hin zu zielen. Die weitere Planung sah jedoch fatale Eingriffe vor, unter Anderem den unnötigen Totalersatz der Originalfenster sowie die Zerstörung der originalen Möblierung und Materialisierung der Schülerzimmer.
Kein Einlenken des Kantons
Nach Einberufung eines «Runden Tischs» forderten die nationalen Fachverbände und der Bündner Heimatschutz die Regierung im Sommer 2018 öffentlich zu einem Marschhalt auf. Die Empfehlungen und Apelle der nationalen und internationalen Fachleute fanden jedoch kein Gehör. So griffen der Bündner Heimatschutz, SIA, BSA, SWB und VSI im Januar 2019 zum letzten Mittel und reichten eine Aufsichtsbeschwerde ein.
Die Bündner Regierung wies die Beschwerde Ende Januar ab.
Die Instandsetzung des Konvikts hätte zu einem Leuchtturmprojekt im Umgang mit Bauten der Nachkriegsmoderne werden können. Stattdessen zeichnet sich ein unwiederbringlicher Verlust ab.
Beiträge zum Thema
Entsorgen Sie diese Möbel bitte nicht, Bernhard Furrer, NZZ vom 15.August 2018
Jetzt wird das Konvikt national zum Thema, Südostschweiz, 17. Oktober 2018
Den Konvikt-Kritikern den Rücken gestärkt, Südostschweiz, 17. Oktober 2018
Das Chartwell von morgen, Tageskommentar, Südostschweiz, 17. Oktober 2018
Beschwerde wegen der Sanierung des Konvikts, Südostschweiz, 5. Oktober 2018
Bündner Chefbeamte handeln sich «Protestnote» ein, Südostschweiz, 5. Oktober 2018
Medienmitteilung Schweizerischer Ingenieur- und Architektenverein (sia), «Instandsetzung Konvikt Chur, Aufsichtsbeschwerde gegen Bündner Chefbeamten», 4. Oktober 2018
Medienmitteilung Bündner Heimatschutz, «Erhaltung der Innenräume gemäss Siegerprojekt gefordert», 29. Juni 2018
Konvikt-Sanierung gerät in Kritik, Bünder Zeitung, 29. Juni 2018
Heimatschutz kritisiert Konvikt-Sanierung, Bündner Tagblatt, 29. Juni 2018
Churer Konvikt auf #SOSBrutalism
BSA-FSA, «Konvikt Chur: Marschhalt gefordert», Stellungnahme 28. Juni 2018
Führer Bündner Heimatschutz «Nachkriegsmoderne in Chur»
Website «Die schönsten Bauten 1960-75»
Weitere Fälle

Aufruf zur Rettung der bedeutenden Baudenkmäler auf dem Roche-Areal in Basel!
Die Schweiz besitzt mit dem Firmenareal des Pharmaunternehmens F. Hoffmann-La Roche ein Gebäudeensemble von europäischem Rang, das Otto Rudolf Salvisberg (1882-1940) und Roland Rohn (1905-1971) als Chefplaner über 40 Jahre hinweg geprägt haben. Roche möchte den Firmenstandort in den kommenden Jahren stark transformieren und dafür ihr gebautes Erbe weitgehendst zur Disposition stellen. Keine gute Idee, finden wir. Daher unterstützen wir die Petition, die eine Schonung dieser Bauzeugen einfordert.

Meienegg – erste genossenschaftliche Wohnsiedlung Berns bedroht
Die Stadt Bern und die Fambau-Genossenschaft als Eigentümerin sind sich einig: Ein Grossteil der Siedlung Meienegg – einer der wichtigsten Zeugen der Nachkriegsarchitektur in Bern – soll abgebrochen werden. Und dies obwohl die Siedlung in gutem Zustand ist. Für die Fachwelt ist der geplante Abbruch unverständlich.

Helfen Sie mit bei der Instandstellung des «Heidehüs» aus dem 15. Jahrhundert
Freiwillige gesucht! Das wohlproportionierte spätmittelalterliche Wohnhaus steht seit Jahren leer und zerfällt. Die Stiftung Baustelle Denkmal hat mit dem Besitzer des Heidehüs vereinbart, das Gebäude im Baurecht zu übernehmen und in Stand zu stellen. Nun sucht sie für den Sommer 2020 freiwillige Helfer.